Aronia – neues, heimisches “Superfood”
Sie ist ein altes Mädchen, gilt zurzeit aber als total trendy – die Aroniabeere, deren Saft ich immer wieder mal trinke, wenn auch nur stark verdünnt. Denn der Geschmack verlangt einem ganz schön was ab…mir jedenfalls. Dieser Text ist keine wissenschaftliche Abhandlung, es ist ein grober Überblick über die Sachlage und meine Haltung zum „Superfood Aronia“.
Eingewandert, um zu bleiben
Auch, wenn die Pflanze ihren Ursprung nicht hier in unseren Breiten hat, wächst sie in Deutschland heute durchaus munter vor sich hin. Man kann also sagen, Aronia ist heimisch geworden. Viele nennen sie übrigens „Schwarze Apfelbeere“. Mit ihrem Look irritiert sie, weil man denkt „ah, eine Heidelbeere“ und dann kommen die Zweifel, denn sie ist doch größer und schmeckt eben ganz anders.
„alles zieht sich zusammen“
Man muss vorsichtig sein, roh und am Stück sollte man sich das Powerpaket besser nicht in den Mund stecken – schnell nimmt man die vielen Gerbstoffe wahr und das ist alles andere als super lecker, eher super fies. Alles zieht sich zusammen, das passiert auch beim Trinken des puren Direktsaftes – daher mische ich ihn immer zumindest mit Wasser, gern auch mit anderen Sachen, aber dazu gleich mehr. Kurz: Euch erwartet ein süß-säuerliches, herbes und adstringierendes Erlebnis. Übrigens hört man, dass das Einfrieren der Beeren helfe, dann sei die Wirkung der Gerbstoffe „entschärft“ – aber sauer sind die aufgetauten Aroniabeeren immer noch – und ganz schön aus der Form geraten. Also nein, die Beeren selbst werde ich nicht essen. Saft reicht mir. Den kann man selbstmachen, aber auch z. B. im Bioladen oder im Reformhaus kaufen. Auch Riegel werden mit Aronia aufgepeppt, das kann ganz gut schmecken, aber nein, ich kaue nicht so gern auf ihnen herum. Das kann jeder selbst testen, ob er getrocknete Aronias mag.
Anbaufläche steigt
Im August und September ist Erntezeit. Der Anbau von Aronia ist noch überschaubar, die Tendenz ist aber stark steigend. Mit „Superfoods“ ist viel Geld zu verdienen, daher wird die Anbaufläche größer und größer. Im Osten des Landes ist die Beere etwas weiter verbreitet, in NRW ist sie die Ausnahme. Daher finde ich hier rund um Köln auch kein frisches Angebot. Aber nicht schlimm…weil Saft…ihr wisst ja! Fans der frischen Beeren und alle, die sie gern selbst verarbeiten wollen, können ja eine Aronia-Pflanze im Garten oder Kübel kultivieren. Anspruchsvoll ist sie nicht. Pflege und Ernte sind relativ schnell erledigt.
Steckt echt was drin!
Die Aroniabeere ist, wenn man den Begriff denn mag, durchaus ein „Superfood“ – hat pro Kalorie also einen riesen Batzen an gesunden Vitalstoffen parat. Was genau steckt drin? U.a. reichlich Vitamin A, B2, K sowie C aber auch Folsäure, Zink und Eisen. Der Anteil an Sekundären Pflanzenstoffen ist enorm. Zellschutz, Support des Immunsystems, so was hat die kleine Beere – wie viele andere ihrer pflanzlichen Kollegen – drauf. Nicht umsonst gilt Aronia in manchen Ländern sogar als Heilpflanze.
Wichtig: Erwartet nicht zu viel!
Nennt man die Aroniabeere in einem Atemzug z. B. mit Hagebutte, Blaubeere, Goji oder Holunder, dann steht sie diesen tollen Pflanzen in nichts nach – aber Wunder sind weder von der einen, noch von der anderen zu erwarten. Bleiben wir also auf dem Teppich. Kapseln als Nahrungsergänzung zu kaufen und literweise den sauren Saft zu trinken, bis einem übel wird, das ist nicht meins. Nahrungsergänzungsmittel, die wild zusammengemixt sind und mehr Schönheit oder sogar Gesundheit versprechen, helfen in erster Linie der finanziellen Ausstattung der Hersteller. Soweit ich weiß, sind gesundheits- und krankheitsbezogene Werbeaussagen für Produkte mit Aronia EU-weit wegen der schwammigen Sachlage verboten.
Du lebst total ungesund? Dann vergiss es, durch Aronia wird das nicht ausgebügelt, auch, wenn Du es noch so sehr hoffst. Man könnte sich sogar eher Schaden zufügen bei einem hohen Konsum der rohen Früchte z. B., da geht es u.a. auch um (gebundene und freie) Blausäure, die durchaus enthalten ist. Und auch ein Zuviel der schützenden Pflanzenstoffe, der Antioxidantien, kann wiederum Stress verursachen im Körper, mehr bedeutet hier also nicht immer mehr Gesundheit.
Warum trinke ich den Saft?
…der Gesundheit zuliebe, das stimmt. Aber nicht, weil ich denke, dass Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Magen-Darm-Beschwerden oder Entzündungen dadurch geheilt werden könnten, wenn ich sie denn hätte. Aronia ist kein Medikament, die wissenschaftliche Studienlage ist noch sehr begrenzt.
Aber in mir keimt durchaus etwas Hoffnung auf, dass ich meine Fitness auch durch tatkräftige Unterstützung der Aronia erhalten kann – und z. T. ist diese Hoffnung durchaus auch begründet.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum hat sich der Beere angenommen und klargestellt – ja, zur Beere allein gibt es nicht viele aussagekräftige Studien, eine habe aber durchaus ergeben, dass „Fettstoffwechselwerte günstig beeinflusst“ werden können. Bei Zell- und Tierversuchen „wurden antioxidative, antimikrobielle, Immunsystem-stimulierende und leberschützende Eigenschaften der Aroniabeeren-Extrakte gezeigt“, so auf der Seite des Deutschen Krebsforschungszentrums zu lesen. Ok, das gilt für viele pflanzliche Lebensmittel, denn es gibt Stoffe, die hier recht verbreitet vorkommen und teils schon gut erforscht sind. Eine Reihe von Anthocyanen und Polyphenolen sind hier im Fokus, ihnen werden einige gesundheitsfördernde Eigenschaften zugesprochen – und sie stecken eben auch in unserer Apfelbeere.
Bunt und lecker
Süße Früchte und auch viele Gemüsesorten schmecken viel besser, sind in ihrer Vielfalt unschlagbar gesund – also immer schön bunt essen! Dann hat man eine gute Mischung potenter Vitalstoffe und reichlich Genuss. Zu diesem Mix kann aber natürlich auch die Aronia gehören. Nur bitte keine unkontrollierten Konsum-Exzesse bitteschön! Bei einem normalen Verzehr zuckt auch das Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel nicht nervös. Vor allem Säfte, die kurz erhitzt wurden, sind ok, dann ist z. B. das Problem mit der Blausäure schon mal gelöst.
So mache ich es:
Links
Max Rubner-Institut: Aroniabeeren und Aroniasaft
https://www.mri.bund.de/de/institute/lebensmittel-und-bioverfahrenstechnik/forschungsprojekte/bioaktivepflanzenstoffe/aronia/?sword_list%5B0%5D=aronia
Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums
https://www.krebsinformationsdienst.de/fachkreise/nachrichten/2019/fk18-aroniabeere-krebs-superfood.php
